Heilbuttangeln

Das Kveite-Fieber

Latent ist es ständig vorhanden bei mir, das Kveite-Fieber, es schlummert so zu sagen im Verborgenen. Von Zeit zu Zeit bricht es aus und zwar in unterschiedlicher Heftigkeit von Stufe 1 (leichtes Fieber) bis Stufe 8 (schwerer Erschöpfungszustand)

Stufe eins der Erkrankung kann das ganze Jahr über auftreten. Ich sitze in einem langweiligen Vortrag oder im Zug auf der Heimfahrt von einer Dienstreise und in Gedanken durchlebe ich dabei feine Heilbuttdrills.

Stufe zwei dieser unheilbaren Krankheit plagt mich jedes Mal wenn ich mich mit der Urlaubsplanung für das kommende Jahr befasse. Wie stehen die Chancen einen dieser Flachmänner zu erbeuten im ausgesuchten Urlaubsziel?
Einschlägige Berichte werden verschlungen, das Internet durchforstet, Kataloge von Angelreiseanbietern gewälzt und die Seekarte ausgiebig studiert.

Stufe drei des Fiebers wird ausgelöst wenn es während des Jahres Fangmeldungen von Megaheilbutts gibt. Werden die Riesenplatten dann sogar noch in der Nähe des anvisierten Angelzieles für das kommende Jahres gefangen, kann es durchaus sein, dass mich das Fieber für etliche Stunden fest im Griff behält.

Stufe vier ist der Einstieg in eine längere, zusammenhängende und an Intensität zunehmende Fieberphase. Sie beginnt damit, dass mit den Mitreisenden während der Anreise zum Urlaubsziel ausgiebig über Fangchancen, Montagen, Taktiken und potenzielle Hotspots gefachsimpelt wird. Der Gedanke daran, einen kapitalen Flachmann an die Angel zu bekommen, hält mich gefangen.

Stufe fünf bricht aus: Am Urlaubsort angekommen erfahre ich, dass hier vor ein paar Tagen ein Riesenplatter gefangen wurde. Ich lerne den Kveitefänger persönlich kennen und lasse mir die Fanggeschichte ausführlich erzählen. Auf seinem Läppi kann ich fantastische Fotos des Butts bestaunen.
Als Folge davon bricht die Krankheit nun mit ihrer ganzen Heftigkeit aus. Die leicht erhöhte Temperatur hat sich zum heftigen Fieber entwickelt. Das Bild des am Schwanz aufgehängten Butts lässt sich nicht mehr aus meinem Kopf vertreiben.

Stufe sechs: Ich sitze gemütlich auf der Terrasse unserer Hütte und gönne mir vor dem Einschlafen noch ein Glas Wein. Ein paar Angelkollegen kommen gerade von einer Tour zurück. Sie zerren unter großer Anstrengung irgend etwas großes aus dem Boot ……Fernglas geholt…….nein, nicht wahr, kann das sein? Das halbe Camp eilt zum Steg......ich hinterher. Haben die doch glatt einen Heilbutt gefangen.
Stufe sechs des Fiebers beschert mir in dieser Nacht die wildesten Heilbuttdrillszenen, wobei ich durchaus hörbar für meine Mitreisenden meinen Kampf mit dem Fisch kommentiere.

Stufe sieben: Heilbuttbiss (auch wenn nur vermutet)
Herzklopfen bis unter die Schädeldecke, flaues Gefühl im Magen, weiche Knie……??????

Stufe acht: Heilbuttdrill und -landung

Sorry,

von der letzten Stufe dieser fiebrigen Erkrankung bin ich in bisher verschont geblieben. Leider. Aber vielleicht kann ich zum Kveite-Fieber Stufe 7 und 8 im kommenden Herbst etwas mehr schreiben…….die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

HAL.......

eine Anekdote über das Heilbuttangeln.

Diese Geschichte erzählte uns ein einheimischer Fischer in einem kleinen Dorf in Nordnorwegen.

Wenn in früheren Zeiten ein Fischer mit einem kapitalen Heilbutt von seiner Ausfahrt zurückkam, so war das natürlich Gesprächsstoff in ganzen Ort. Die Leute kamen zum Hafen und bestaunten den Fang. Es gab ein großes Hallo und vor allem Glückwünsche zu diesem tollen Erfolg. Beglückwünscht wurde aber nicht der Fischer sondern ..... seine Frau. Sie hatte ihrem Mann „HAL“ gegeben und nur deshalb hatte er das Glück einen solchen Fische zu fangen.
Ich fragte natürlich sofort nach, was das sei „HAL“ . Der Erzähler lächelte nur verschmitzt. So genau könne er das auch nicht sagen. Aber klar sei eins: „HAL“ kann ein Fischer nur bei (s)einer Frau bekommen. Und für einen guten Fang braucht es „HAL“.
In dem kleinen Fischerort gab es in diesen Zeiten auch einen Fischer, der war Junggeselle und konnte die bösen Butts auf Ansage fangen. Da gab es immer wieder mal Tage, da tönte er bereits vor seiner Ausfahrt, dass er heute mit einem schönen Heilbutt zurückkommen würde........ und tatsächlich .... es traf jedesmal zu. Und alle Leute im Dorf wunderten sich, wo der Junggeselle sich wohl das „HAL“ geholt hatte.


Ich hörte den Erzählungen ganz aufmerksam zu. Schließlich wollte ich ja auch einen Heilbutt fangen. Da ich mit meiner Frau hier in Nordnorwegen war, mußte doch aus Sache mit dem „HAL“ etwas zu machen sein.
Aber irgendwie habe ich wohl alles ganz falsch verstanden, denn am letzten Angeltag hat dann ....... meine Frau einen Heilbutt gefangen.