Sonntag, 27. August 2006

Rolvsöya 71° Nord

((Klicken Sie auf die Bilder um eine größere Ansicht darzustellen)

Einundachtzig Einwohner, drei Hunde, eine Katze, Unmengen an Schneehasen und Schneehühnern, ein artenreiches Vogelleben und viele herrliche Bergseen mit Forellen und Saiblingen ……das ist Rolvsöya, eine 89 Quadratkilometer große Insel im äußersten Nordwesten der Finnmark. Hier ein Blick auf die Ostseite der Insel vom Festland in Havöysund aus.

Rolvsoey

Es gibt auf Rolvsöya eine etwa 10 km lange Asphaltstraße, die die Westseite mit der Ostseite verbindet. Dreimal kann mit dem Auto von dieser Straße abbiegen um auf Feldwegen zu den etwas abseits gelegenen Häusern zu gelangen. Die 700 m lange Straße zum Fähranleger in Gunarnes ist ebenfalls asphaltiert ……… und damit sind alle Ziele beschrieben, die man mit dem Auto auf dieser Insel erreichen kann, der Rest geht nur zu Fuß oder mit dem Boot.

Nach einem etwa einstündigen Fußmarsch zum Beispiel gelangt man zu diesen herrlich gelegenen Bergseen, in denen teilweise kapitale Forellen und schön gefärbte Saiblinge schwimmen …… die aber sehr launisch und schwer zu fangen sind.

Seen

Die Kirche, der Friedhof und eine etwas überdimensionierte Schule für die fünfzehn Kinder die hier leben…..das sind die öffentlichen Einrichtungen auf der Insel. Die Kinder werden von Anne Berit und Ihrem Lebensgefährten, dem Isländer Atli unterrichtet. Sechs von den 15 Schulkindern sind ihre eigenen (was für ein Leben als Pauker).
Die Schule ist gleichzeitig Kommunikationszentrum der Insel. Jeden Sonntagnachmittag trifft man sich hier um über die Nachbarn zu tratschen und Neuigkeiten zu erfahren.

Und dann gibt es da noch Jan Magne’s Kaufladen, von dem man nie so genau weiß wann geöffnet ist. Zehn bis dreizehn Uhr steht zwar an der Eingangstüre, aber so richtig verlassen kann man sich darauf nicht. Besser ist es da schon am Laden vorbei zu schauen, wenn die zweimal am Tag verkehrende Fähre von Havöysund anlegt. Dann schließt Jan Magne sein Geschäft jeweils für ein paar Minuten auf und man kann Bootssprit holen oder seine Einkäufe tätigen. Nur samstags geht das nicht, denn da gibt es keinen Fährverkehr auf die Insel.

Ein kleiner Katamaran stellt die Verbindung her zwischen Havöysund auf dem Festland und den Inseln Rolvsöya, Ingöya, Hjelmsöya und Masöya.

Faehre1

Nur drei Autos haben Platz auf der Fähre und damit ist schon klar dass es nicht ganz einfach ist sein Fahrzeug da hin und her zu bekommen. Maximal ein Platz auf der Fähre kann frühestens 7 Tage im Voraus bestellt werden. Ansonsten gilt der Spruch, wer zuerst kommt malt zuerst. Bis zu einer Windstärke von 18 m/s werden Autos mitgenommen, wenn es stärker bläst geht nix mehr. Bei unserer Rückfahrt hatten wir 12 m/s, da mussten die Fahrzeuge schon festgezurrt werden, damit sie heil drüben ankommen.

Faehre2

Viele Häuser auf der Insel stehen leer und zeugen davon dass hier schon einmal viel mehr Menschen gelebt haben… vor allem von der Fischerei. Kaufinteressenten für die leer stehenden Häuser gibt es keine und selbst wer sein Haus verschenken möchte, weil die Kommune Auflagen zur Erhaltung macht oder den Abriss fordert, findet keine Interessenten. Das könnte sich aber demnächst durchaus ändern.

Wir hatten eine Unterkunft in Tufjord im Westen der Insel gebucht. Dort wird zurzeit eine neue Fischfabrik gebaut. Der Platz dazu wird aus dem Fels gesprengt und der Abraum in den Fjord geschüttet und so dem Meer ein paar Meter Land abgerungen. Momentan ist man immer noch dabei, den Platz zu schaffen, wo später die Fabrik stehen soll. Siebzig Menschen sollen mal dort arbeiten…und die brauchen Wohnungen.

In die von uns gebuchte Unterkunft wurden Bauarbeiter einquartiert und so brachte uns Jan Magne bei unserer Ankunft zu Ann Berits Haus am Trollsund…..unsere Bleibe für die nächsten zehn Tage. Ein liebevoll restauriertes und sehr schön gelegenes Haus mit einer großen Terrasse, auf die jetzt Anfang August noch fast zwanzig Stunden die Sonne schien … und sie schien oft während unseres Aufenthalts.

Haus

Etwa 100 m Fußweg vom Haus entfernt ist in einer geschützten Bucht ein kleiner Naturhafen.

Bucht

Vor einem alten Holzsteg liegen hier ein paar Boote an Bojen vertäut im Wasser. Der Steg ist so hoch, dass man selbst bei Flut über eine Aluleiter in sein Boot steigen muss. Die alten Holzleitern am Steg sind morsch und es nicht ratsam sie zu benützen. Überhaupt ist Vorsicht geboten auf dem Steg. Er ist zwar teilweise ausgebessert aber es gibt einige Stellen, die stark durchbruchgefährdet sind.

steg

Mit Hilfe des eines alten Holzkranes mit Seilzug kann man seine Ausrüstung ins Boot laden oder den Fang des Tages auf den Steg ziehen.

Kran

Ein Holzbrett über zwei alte Blechtonnen gelegt dient als Filetierplatz. Frischwasser gibt es keines am Steg aber mit einem Eimer kann man sich mit Hilfe des Holzkranes Seewasser holen und seine Filets darin waschen, wenn man denn Fisch mitgenommen hat.

Filetier

Perfektionisten, bei denen das Boot am Steg liegen muss und die einen edelstahlaus-gekleideten und überdachten Filetierplatz mit Frischwasseranschluss brauchen und das alles neben der Haustüre der Ferienwohnung sollten sich hier lieber nicht einquartieren.

Wer aber den Charme einer traditionellen und überhaupt nicht perfekten Anlage zu schätzen weiß, der ist hier gut aufgehoben ……. uns jedenfalls hat es gefallen.

Das Haus von Ann Berit liegt auf der Ostseite von Rolvsöya in Sichtweite zum Fähranleger von Gunarnes. Wenn der Westwind bläst und eine Ausfahrt zum offenen Meer unmöglich macht, so kann man hier in der näheren Umgebung des kleinen Naturhafens in Wassertiefen bis etwa 25 m sehr schöne rot gefärbte Tangdorsche fangen, die großen Brummer gehen aber in diesem Gebiet eher selten an den Haken………da hat man weitaus bessere Chancen auf der anderen Seite der Insel.

Um zur Westseite zu kommen muss man durch den Trollsund, der die Inseln Rolvsöya und Ingöya trennt. Mit dem Boot sind es etwa 4 km bis zum östlichen Eingang des Trollsundes, der auf dem Foto in der Bildmitte zu sehen ist.
Es ist hier nur ca. 5 bis 10 m tief und bei auflaufendem Wasser gibt es eine kräftige Strömung Richtung Osten. Wenn auch der Wind noch von Osten kommt, so kann sich in diesem Bereich schnell eine recht unangenehme Welle aufbauen und Rückfahrt zum Heimathafen wird zum Risiko. Da ist es dann besser, man fährt in den Sund zurück und wartet ab bis das Wasser wieder steht.

Fahrt1

Am Ausgang des Trollsundes Richtung Westen liegen die Wassertiefen so bei etwa 40 m.

Trollsu1

Auf der Westseite von Rolvsöya Richtung offene See geht es auf die kapitalen Flossenträger des Nordmeeres. Man erreicht da sehr schnell Wassertiefen bis über 200m. Gefangen haben wir an verschiedenen Stellen kapitale Dorsche, große Schellfische und die grimmigen Steinbeißer.

Stonie1

Als Topplatz hat sich dabei Raasa erwiesen. Hier war immer irgendwo ein Seelachsschwarm mit Begleitung zu finden und da gab es dann häufig diese obergeilen Schnur-rast-von-der-Rolle-Bisse, die wir leider nicht immer verwerten konnten.

Und dann schwimmen hier oben im Norden natürlich noch die Heilbutts herum.

Jan Magne erzählte uns bei unserer Ankunft, dass letztes Jahr etwa 200 Butts geangelt wurden und in diesem Jahr bis dato (Ende Juli) noch nicht sehr lief in dieser Richtung. Schöne Sch…….dachten wir.

Schließlich waren wir aber dann doch erfolgreich auf die gefleckten Platten.

Den hier ließen wir wieder schwimmen

Heili1

und den auch ……und noch einige andere in dieser Größenordnung

Heili2

und den haben wir dann mitgenommen.

Heili3


Sechszehn Pfund bei 92 cm ……. der große Brummer ging uns leider nicht an den Haken.



Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht in seinem Norgeurlaub und das Naturerlebnis, wer akzeptieren kann, dass nicht alles perfekt ist und bis ins kleinste Detail geplant werden kann, wer das Risiko eingehen mag, dass einem das Wetter einen fetten Strich durch alle Angeltouren macht und dafür aber mit einer grandiosen Fischerei belohnt wird wenn es denn klappt, der ist hier auf Rolvsöya im Haus am Trollsund gut aufgehoben.

Die Insel hat wirklich was zu bieten für den der die Augen aufmacht:

Den Trollsund bei spiegelglattem Wasser,

Trollsu2

einen Mövenschwarm am westlichen Ausgang des Trollsundes bei kabbeliger See,

Moewen

herrliche Sandstrände,

Sand1
Sand2

leuchtende Wollgraswiesen auf den Weg zu malerisch gelegenen Bergseen

Wollgras
Bergsee

und sicher noch vieles mehr, was man in einem kurzen Aufenthalt von wenigen Tagen nicht erkunden kann.