Freitag, 30. Dezember 2005

Richtung Norden ......

Teil I

Endlich war es soweit. Am 27. Juli starteten wir zu unserer langersehnten Angelreise ans Nordkapp. 23 Tage wollten wir unterwegs sein:
8 Tage Angeln in Repvag am Porsangerfjord und 7 Tage Angeln in Björnvika im Helgeland. Die restliche Zeit war eingeplant für Reisetage. Wir haben uns dafür entschieden über Norwegen ans Nordkapp zu reisen. Die Fahrt über Schweden und Finnland ist zwar kürzer, die landschaftlich schönere Strecke aber führt durch Norwegen.

Die gebuchte Fähre Kiel-Oslo fuhr am Donnertag, den 27.Juli um 14.00 Uhr in Kiel ab. Für uns Bayern bedeutet das Aufstehen um Mitternacht, Frühstück und mindestens 9 Stunden Autofahrt bis nach Kiel. Es klappte alles recht gut und bereits um 10.30 Uhr waren wir in Kiel.
Es war wie immer: Frühstück im Restaurant gegenüber dem Fähranleger der Color-Line, auf der Terasse sitzen, zur Fähre blicken, Vorfreude, träumen und plaudern von stillen Fjorden und großen Fischen.
Beinahe hätten wir die Zeit vergessen. Als wir am Fähranleger ankamen wurden die Autos schon auf die Fähre gelassen.
Am nächsten Morgen sitzen wir auf einem Fensterplatz im Cafe, Frühstücken und genießen Fahrt im Oslofjord. Alles ist einem bekannt. Es ist fast so als ob man nach Hause kommt.

Die erste Etappe unserer Reise kennen wir sehr gut. E6, E3, wieder auf die E6 bei Ulsberg, in Bergkag immer die gleiche Feststellung: Hier geht’s ab nach Hitra, Ulföya, Fröya, Ziele früherer Reisen. Wir haben uns vorgenommen am ersten Tag möglichst weit zu fahren, allerdings ohne uns zu stressen. Am Grong-Hotell machen wir Halt. Wir mieten uns eine Hütte.
Sehr früh wachen wir auf, haben keine Lust Frühstück zu machen und fahren weiter nordwärts am Namsen entlang. Ein schöner Fluß. In Gedanken sehe ich die großen Lachse, die hier aufsteigen.
In Mo i Rana halten wir an und und holen unser Fühstück nach. Weiter geht’s über das Saltfjell, der Polarkreis wird passiert und wir sehen einen Wegweiser: Saltstraumen.
Ich denke an kapitale Dorsche und kampfstarke Köhler.
Narvik wollen wir heute erreichen. Wenn die Müdigkeit nicht kommt vielleicht auch noch ein Stückchen weiter.
Wieder ein Wegweiser: Svolvaer/Lofoten. Ingendwann später vielleicht auch mal unser Reiseziel. Immer wieder gibt es herrliche Blicke auf die Fjorde. Bei Ulsvag ein Ausblick bis zu den Lofoten/Vesteralen. Dann die einzige Fährüberfahrt auf unserer Reise ans Nordkapp:
Bogenes - Skaberget. Wir überqueren den Tysfjord, bekannt wegen der vielen Orkas, die sich hier im Winter versammeln.
Dann die nächste Übernachtung in Skibotn. Wieder stehen wir sehr früh auf und können es kaum erwarten: Heute werden wir ankommen in Repvag am Porsangerfjord. Die Vorfreude ist groß.
Die Fahrt führt ständig entlang an Fjorden. Oft muß man für 5 oder 10 Enfernungskilometer 50 und mehr Straßenkilometer zurücklegen. Aber die Landschaft, die Aussicht entschädigt für alles.
Wir kommen nach Alta. Die letzte große Stadt vorm Ziel. Kurz nach Alta verlassen wir die Fjorde. Es geht nun durch eine wunderschöne Fjelllandschaft bis nach Skaidi. Nur noch wenige Kilometer bis zum Porsangerfjord. Die Straße führt dann direkt am Fjord entlang. Nach knapp 50 km sind wir am Ziel. Wegweiser rechts ab: Repvag Motell & Robusenter

Hakon der Betreiber der Anlage begrüßt uns freundlich. "Meine Gäste haben diese Woche schon viele große Fische gefangen." Nach dem Händeschütteln sind das seine ersten Worte.
Dann zeigt er uns auf der Seekarte in seinem Büro die Hotspots zum Angeln.
Es ist 14.00 Uhr. Wir wollen heute auf jeden Fall noch raus!!!!

Aber zunächst heißt es Auspacken. Hakon führt uns zur Wohnung. Direkt am Wasser, wunderschöner Ausblick. Angler, was willst du mehr? Dann zeigt er mir ein offenes 17-Fuß-Boot mit einem 15 PS-Außenborder. "Dieses Boot hast Du gebucht. Wenn du willst kannst Du den da haben, " sagt er und zeigt auf einen Dieselkutter mit Kajüte. "100 Kronen mußt du draufzahlen pro Tag . Aber das lohnt sich, denn Bootsdiesel kostet nur 5 Kronen pro Liter, ein Liter Supermix für den Außenborder dagegen 12 Kronen. Dazu verbraucht der Dieselkutter wesentlich weniger Sprit."
Ich bin sofort einverstanden. Um 17.00 Uhr soll die Bootseinweisung sein. Hoffentlich kommen wir heute noch raus.

Bootseinweisung. Der Kutter hat keinen E-Starter. Er muß mit der Kurbel angelassen werden. Hoffentlich klappt das. Die Angelsachen sind schon längst auf dem Kutter. Es ist mittlerweile 19.30 Uhr und wir können endlich los.
Nach einigen kräfteraubenden Kurbeldrehungen springt unser Kutter an. Los geht's.
Wir fahren aus unserer kleinen Bucht hinaus und steuern auf den ersten Hotspot, den Hakon uns zeigte. Eine 50 m tiefe Stelle von der aus es nach allen Seiten 70 bis 100m abfällt.
Bereits nach wenigen Pilkbewegungen hab ich einen heftigen Biß. Ich kann den Fisch nicht landen, nach ein paar Kurbelumdrehungen verliere ich ihn. An Christas Angel rührt sich nichts. Wir fahren weiter, raus aus der großen Bucht Richtung Jernöya. Zirka 150 m von der Küste entfernt bei 30 m Wassertiefe versuchen wir es erneut.
Hier haben wir einen Dorschschwarm voll erwischt. Das Schonmaß für Dorsch hier im Norden beträgt 45 cm. Fische bis ca .2 Pfund setzen wir zurück. Innerhalb von 3 Stunden können wir unsere Fischkiste füllen. Fast ausschließlich Dorsche, die im Schnitt 4 bis 5 Pfund wiegen. Es sind auch etliche 8 und 9 Pfünder dabei und zwei schöne Fische mit 12 Pfund. Was für ein Fang?
Ich hatte sowas vorher nicht erlebt.
Wir fahren zurück. An der 50 m Stelle will ich es nochmal versuchen. Christa ist müde. 15 Minuten Angeln kann ich Ihr noch abringen. Pilker ins Wasser, Bodenkontakt, 2 Pilkbewegungen, heftiger Biß. Das hatten wir doch schon mal. Diesesmal kann ich den Fisch landen. Ein Steinbeißer . Christa bringt sich in Sicherheit. Ich kann den Fisch gaffen. 8 Pfund wiegt er. (K)ein schöner Kerl.
Um Mitternacht kommen wir im Camp an. Es ist taghell. Ein wunderschöner Sonnenunter-gang, der Horizont erstrahlt in hellem Rot. Traumhaft! Es sind wohl alle schon Schlafen gegangen, denn es ist absolut still, man hört gar nichts. Nun heißt es Fische versorgen.
Christa macht etwas zu Essen. Um 4.00 Uhr morgens bin ich fertig. Die Filets werden in Tüten gepackt und im Gefrierraum gestapelt. Gegen 4.30 Uhr "Abendessen". Todmüde fallen wir ins Bett. Was für ein Tag.









Teil II

Am nächsten Morgen sind wir um 8.00 Uhr schon wieder wach. Ein Blick aus dem Fenster. Weiße Schaumkronen auf dem Wasser. Und das in unserer kleinen Bucht. Lange Gesichter.
Schnell anziehen und hinterm Filetierhaus einen Blick hinaus auf den Fjord werfen. An eine Ausfahrt ist nicht zu denken. Wir legen uns wieder ins Bett.
Nachmittags treffe ich dann Hakon. Ich frage ihn wie's weitergeht mit dem Wetter. "Sieht nicht gut aus" meint er. "In meinem Büro könnt ihr jeweils den Wetterbericht und die Windvorhersage topaktuell aus dem Internet nachlesen."
Abends gehe ich nachschauen. Vorhersage für heute: Wind 10 - 12 m/s. Für morgen: Wind bis 16 m/s .
Eine Ausfahrt und dann 2 Tage Angelpause. Wir sind ein bißchen enttäuscht .
Es sollte noch schlimmer kommen.
Vorhersage am nächsten Abend: Sturm bis 20 m/s.
Wir sind nur 7 Tage hier (ohne Ankunftstag) und können die ersten drei vollen Tage nicht raus.

Alternativprogramm:

Am ersten Sturmtag machen wir eine Wanderung über die Hügel um Repvag. Herrliche Landschaft und fantastische Aussicht aber der Wind bläst uns fast um. Hinter einer Felsenwand im Windschatten finden wir ein schönes Plätzchen. Wir setzen uns hin, schauen auf den Fjord und träumen davon, bei ruhigem Wasser dort draußen mit dem Kutter unterwegs zu sein. Auf dem Rückweg essen wir unsere ersten Moltebeeren. Die Norweger sind begeistert von diesen Dingern. Wir sagen: Naja, gewöhnungsbedürftig. Am Nachmittag mache ich dann einen Angelversuch vom Ufer. Nullnummer.

Zweiter Sturmtag. Wir beschließen nach Hammerfest zu fahren (über 100 km). Die Stadt erwartet uns grau in grau und es regnet. Wir kaufen Lebensmittel und besorgen uns in einem Angelgeschäft schwarze und rote Gummimakks Größe 12/0!!!! Gummimakks sind dort oben der Köder schlechthin für Dorsche. Und wir wollen große fangen.

Dritter Sturmtag. Ich habe Hakon am Vorabend nach Angelmöglichkeiten im Süßwasser gefragt. Er zeigte mir auf der Karte einen See, 15 Autominuten und 30 Marschminuten entfernt. Dort will ich es auf Forellen oder Saiblinge versuchen. Christa hat keine Lust mitzukommen. Sie legt einen Lesetag ein.
Als ich am See ankomme ist zunächst an ein Angeln nicht zu denken. Weiße Schaumkronen wie auf dem Fjord und die Wellen türmen sich bis zu 1 Meter!!! hoch auf. Der See hat einen kleinen Ablauf in den Fjord, der sich tief in das Gelände eingegraben hat. Dort ist es fast windstill. Ich komme also doch noch zum Angeln und fange eine schöne Bachforelle von ca. 30 cm.
Am Abend erfahren wir dann, dass es der Sturm heute so richtig in sich hatte. Auf der Straße am Fjord entlang hat es mehreren Autofahren die Jetbags vom Dach gerissen und ein Wohnwagengespann ist umgekippt. Schon der Gedanke daran, bei so einem Wetter mit dem Boot unterwegs zu sein schickt mir kalte Schauer über den Rücken. Eigentlich ist es ganz gut, dass uns das Wetter immer wieder mal die Grenzen aufzeigt und zur Vorsicht mahnt.
Am Abend die Entwarnung. Vorhersage für morgen: Wind 3 - 4 m/s. Da können wir raus.

Bereits um 6.00 Uhr sind wir startklar und stechen in den Fjord hinaus. Wir wollen es an der Stelle versuchen, an der wir am ersten Tag den Dorschschwarm erwischten. Nachdem wir etliche Dorsche mit Gewichten bis zu bis 8 Pfund landen konnten gabs eine Beißflaute. Wir verlegten den Kutter zu einer Untiefe zwischen den Inseln Jernöya und Tamsöya. Diese Stelle hatte uns Hakon als gutes Steinbeißerrevier angekündigt. Wir lassen unsere Pilker runter. Es ist etwa 40 m tief. Unten. Zack . Biß. Christas Rute biegt sich fast bis ins Handteil. Der Fisch wehrt sich durch kurzes, heftiges Rütteln und Schütteln. Ich ziehe meine Angel etwa 10 m hoch und lege sie am Bootsrand ab, um Christas Fisch gaffen zu können. Er kommt noch oben. Steinbeißer. Größer als unser erster. Ich gaffe den Fisch. Christa verschwindet in der Kajüte. Sie hat gehörigen Respekt vor diesen Gesellen. 12 Pfund bringt er auf die Waage.
Ein kapitales Exemplar. Plötzlich sehe ich, dass sich auch an meiner abgelegten Angel etwas rührt. Ich nehme sie in die Hand. Fisch. Und kein kleiner. Ein Steinbeißer mit 8 Pfund kommt an Bord. Gebissen hat er auf einen Pilker ca. 10 m über Grund!?!?
Wir kommen in einen Köhlerschwarm. Die gibt es hier überall. Etwa 2 Pfund wiegen die Burschen im Schnitt. Wenn du mit einem Vorfach mit 5 Beifängern angelst sind oft alle Haken und der Pilker besetzt. Nach kurzer Zeit läßt sich so eine Fischkiste füllen. Aber auf diese Fische haben wir es nicht abgesehen. So montieren wir unsere Beifänger ab und angeln nur mit dem Pilker in der Hoffnung einen der kapitalen Dorsche zu erwischen, die sich immer im Gefolge dieser schwarzen Gesellen befinden. Wir sollten aber dabei heute nicht erfolgreich sein.
Als wir zurück ins Camp kamen, sahen wir, dass andere mit dieser Methode sehr wohl Erfolge hatten. Es wurden dort gerade zwei Dorsche von 26 und 24 Pfund gewogen, heraus gepilkt aus einem Köhlerschwarm. Unsere Anglerkollegen aus Franken hatten nördlich der Insel Jernöy gefischt und berichtet, dass bis hinauf zur Steilküste der Dorsch überall stand.
Noch hatten wir drei Angeltage. Da mussten wir morgen auch hin.

Am Abend lädt uns Hakon zusammen mit einigen anderen Gästen zum Abendessen ein.
Es gibt Fischsuppe und graved Lachs. Hakon erzählt von den Angelerfolgen seiner Gäste in diesem Jahr.
Heilbutt.
Immer wieder werden schöne Heilbutts gefangen. Davon träumen auch wir. An der Wand in Hakons Büro hängt ein Bild von Harald Mathisen und seinem 240 kg Heilbutt, den er mit der Langleine fing. Freilich kann man mit der Angel einen solchen Fisch nicht landen. Aber ein 20-Pfünder wär ja auch schon was Tolles.

Gut eineinhalb Stunden dauerte es am nächsten Morgen bis wir mit unserem Kutter an der Stelle waren, wo die Franken am Vortag sehr gut gefangen hatten, unter anderem die beiden großen Dorsche. Schon bei der Hinfahrt hatte ich das Gefühl, dass der Motor unseres Kutters sich irgendwie anders anhörte als gestern. Ich verdrängte meine Bedenken aber, schließlich warteten die großen Dorsche.
Erster Angelstopp. Keine Bisse. Ich will die Stelle wechseln, lege den Gang ein, der Motor stirbt ab. Kurbeln, 5mal, 6mal,Pause, weiter. Erleichterung. Der Motor springt an, Gang einlegen, der Motor stirbt ab. So geht das etwa 10 bis 12 mal. Ich bin fix und fertig. Christa probiert es. Chancenlos.
Nach zehn Minuten Pause versuche ich es wieder. Aber die Maschine ist nicht mehr zum Laufen zu bringen. Es ist kein anderes Boot in der Nähe und wir sind ca. eineinhalb
Bootsstunden vom Camp entfernt. Schöne Bescherung.
Das Wetter ist gut. Blauer Himmel, einige harmlose weiße Wolken und leichter Westwind. Er treibt uns ganz langsam auf die Fjordmitte zu. Es besteht kein Grund zur Panik.
Wir rufen mit unserem Handy im Camp an. Hakon ist nicht da. Unsere Lage können wir erklären. Man will Hakon verständigen. Er wird uns dann zurückrufen, heißt es.
Etwa 15 Minuten später kommt der Rückruf von Hakon. Ich schildere das Problem. "Über das Telefon kann ich euch nicht helfen. Ich komme raus. Eventuell müssen wir den Kutter abschleppen. Wo seid Ihr?"
Christa und ich bedauern uns gegenseitig. Drei Tage Sturm und jetzt das. "Bekommt Hakon den Kahn wieder flott? Hat er ein anders Boot für uns? ", das sind die Gedanken, die uns so durch den Kopf gehen.
Aber noch sind wir auf dem Wasser. Das Wetter ist gut. Also nicht Trübsal blasen. Angeln!! Wir lassen die Montagen auf Grund.
Während der knapp zwei Stunden, die wir auf Hakon warten gehen uns einige schöne Fische an den Haken. Ich kann einen Lump von 12 Pfund und einen 14 Pfund schweren Dorsch fangen (sollte mein größter Fisch bleiben in diesem Urlaub).

Hakon kann den Kutter nicht mehr reparieren solange wir hier sind. Die Kopfdichtung ist defekt. Er muß erst Ersatzteile kommen lassen (hier nicht so einfach).
Wir haben trotzdem Glück. Der Kutter von den Gästen, die gestern abgereist sind ist die nächsten zwei Tage frei. Wir bekommen ihn für den Rest unseres Aufenthalts. Er hat einen
E-Starter und ein Farbecholot (einfach super aber für unsereins zu teuer). Dieser Kutter sollte Christa zum Fisch ihres Lebens bringen.





Teil III

Wir sind begeistert von unserem neuen Boot. Besonders das Farbecholot hat es uns angetan.
"Ohne Echolot" meinte Hakon dazu "ist die Chance, dass du Fisch findest, so groß", und er zeigte mit Daumen und Zeigefinger eine Strecke von ein paar Zentimetern. Dann breitete er beide Arme aus und sagte "mit einem guten Echolot dagegen ist sie riesengroß".

Die vergangenen beiden Tage hatten wir an den bekannten Stellen recht gut gefangen, vor allem Dorsche. Allerdings gelang uns der Fang des kapitalen Fisches - den wir uns ja alle so sehr wünschen - leider nicht.
Heute ist unser letzter Angeltag. Es ist ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Strahlend blauer Himmel, fast windstill und so warm, dass man im T-Shirt angeln kann. Wir haben uns dazu entschlossen, nicht die bekannten Hotspots abzufahren sondern es mal südlich und östlich von Tamsöya zu versuchen.
Wir fahren auf die Insel zu. Die Wassertiefe steigt kontinuierlich an. Bei etwa 45m Fischanzeige auf dem Echolot. Wir lassen unsere Montagen ins Wasser. Bodenkontakt. Fisch.
Schöne Dorsche von 4 bis 6 Pfund können wir fast auf Ansage fangen. Bodenkontakt, 3 mal Pilken, Biß. Nicht jeder Biß ist ein gefangener Fisch. Viele gehen im Drill verloren. Nach einer halben Stunde ist der Spuck vorbei. Der Schwarm ist weg.

Ich fahre weiter um die Insel herum. Auf der Westseite versuchen wir es nochmal mit sehr magerem Erfolg. Wir fahren zur Nordspitze von Tamsöya. Bei etwa 50m Wassertiefe stoppe ich. Die Drift geht Richtung Insel. Christa fängt einen schönen Dorsch. Ich erwische den sechsten Steinbeißer, unser kleinster, er wiegt drei Pfund. Dann gehen nur noch Minidorsche an den Haken, die wir wieder zurücksetzen.

Das Wasser ist mittlerweile nur noch 17 m tief. "Dorschkindergarten" sage ich zu Christa, "hol rauf, wir fahren."
Sie macht fünf bis sechs Kurbelumdrehungen mit ihrer Stationärrolle. Peng. Die Rute schlägt nach unten. Die Spitze ist im Wasser . "Fisch" ruft sie , "ein großer".
Der ist zunächst nicht von der Stelle zu bewegen. Langsam gelingt es ihr dann, ihn hochzupumpen. Zentimeter für Zentimeter gewinnt sie an Schnur. Es wird spannend. Was ist es für ein Fisch?
Mein Blechrohrgaff (DM 98;- im Fachhandel) habe ich längst schon in der Hand und schaue über die Bordwand gebannt in die Tiefe.

Dann sehe ich ihn.

"Heilbutt" rufe ich " und was für einer. "Sicher 30 Pfund schwer oder sogar mehr."
" Pump weiter! Pump weiter" rufe ich, "gleich ist er da.!

Ich hole aus, will den Fisch gaffen, treffe ihn am Kopf, das Gaff verbiegt sich und rutscht ab.
Mit einem kräftigen Schwanzschlag spritzt er mich von oben bis unten naß und taucht ab unters Boot.

Ich höre die Rolle surren. Erleichterung. Er hängt noch am Pilker, der Flachmann. "Auf die andere Seite, schnell, schnell " rufe ich Christa zu, "sonst verfängt sich die Schnur in der Schraube.
Es dauert keine Minute und der Heilbutt ist wieder am Meeresgrund. Nochmal hochpumpen. Zentimeter für Zentimeter. Ich biege mein Gaff zurecht.

Diesmal taucht er 3 bis 4 m vom Boot entfernt aus dem Wasser auf. Oben angekommen das gleiche Spiel wie vorher. Kräftiger Schlag mit der Schwanzflosse. Die Rolle surrt und ab geht’s wieder Richtung Meeersgrund. Er lässt mir keine Chance zum Gaffen.

Christa pumpt ihn ein drittes Mal hoch. Diesmal wartet er nicht bis ganz nach oben. Ehe wir ihn zu Gesicht bekommen taucht er wieder ab.

Wann verlassen diesen Fisch die Kräfte? Christa jedenfalls ist schon fix und fertig.
"Soll ich die Angel nehmen, soll ich ihn hochholen " frage ich sie. "Die Angel bekommst du nicht" knirscht sie, "und wenn ich zusammenbreche, den hol ich mir"

Sie pumpt den Heilbutt dann zum vierten Male hoch. Der Fisch ist jetzt am Ende. Er taucht an der Bordwand auf und ich kann ihn problemlos gaffen und ins Boot ziehen.

Er passt nicht in die Fischkiste. Wir setzen uns. Schauen minutenlang auf den Heilbutt. Das ist er also unser Traumfisch. Deswegen sind wir soweit gefahren.
Mir ist es völlig egal, dass ich ihn nicht gefangen habe. Für mich ist es unser Fisch. Ich wiege ihn. 35 Pfund! Wir sind glücklich.

Mir fällt wieder ein, dass wir durch meinen stümperhaften ersten Gaffversuch den Fisch beinahe verloren hätten. Schuld war eigentlich dieses Blechrohrgaff. Ich habe es im Meer versenkt (war nicht in Ordnung, ich weiß das) und mir vorgenommen zukünftig nur noch mit einem stabilen norwegischen Holzgaff an Bord auszufahren.

Obwohl es erst 11.30 Uhr ist beschließen wir zum Angeln aufzuhören.
Als wir gegen 12.30 Uhr am Camp ankommen, ist leider keiner da der unseren Fisch bewundern könnte. Alle sind beim Angeln. Macht nichts.
Wir hängen ihn an die große Waage hinterm Filetierhaus und machen einige Fotos. Dann nehme ich den Fisch aus. Ich bin mir nicht ganz schlüssig darüber, wie ich den Heilbutt portionieren soll.
Währenddessen erzählte Christa Hakons Koch von unserem Fang. "Legt den Fisch so wie er ist ins Gefrierhaus. Wenn er durchgefrostet ist morgen, dann schneiden wir mit der Bandsäge (im Filetierhaus extra dafür vorhanden) schöne gleichmäßige Heilbuttsteaks.", war sein Rat.

Am nächsten Tag fuhren wir vollgepackt - darunter auch eine Styroporkiste voller leckerer Heilbuttsteaks - Richtung Björnvika, der zweiten Station unserer Norwegenreise.

Einige dieser Steak haben wir schon gegessen. Sie schmecken phantastisch.

Eines noch: Dort oben einen Heilbutt zu fangen, dazu besteht eine reelle Chance.
Aber es ist nicht so, dass dieser Fisch auf der Tagesordung steht. Während unserer acht Tage in Repvag waren durchschnittlich 15 bis 20 Angler da und es wurde "nur" dieser eine Heilbutt gefangen.