Pilker contra Blinker

oder "Warum in die Ferne schweifen?"

Man kann nicht sagen dass wir wirklich gut gefangen haben bei unserem Sechstagetrip nach Langeland. Klar, das Wetter war nicht gerade super, an drei Tagen hatten wir doch recht heftigen Wind und starke Strömung, einmal konnten wir mit unserem Boot gar nicht raus.

Bis zum vorletzten Angeltag fanden noch nicht mal 10 Dorsche den Weg in unsere Fischkiste........bei 5 Angeltagen und 2 Anglern eine echt bescheidene Ausbeute. Keiner dieser Fische erreichte die 50 cm Marke.

Wir hatten fast alles versucht aber der Erfolg wollte sich nicht einstellen. Es gingen uns zwar viele Dorsche an die Haken......aber beinahe alles was da gebissen hatte, gehörte zur Kategorie Kindergarten. Bestimmt vier- bis fünfmal so viele Fische wie wir mitgenommen haben durften wieder in ihr nasses Element zurück.

Ich fragte mich, ob es keine ordentlichen Dorsche mehr gibt im Langelandbelt ........ und dabei dachte ich nicht an 5 kg Brummer, sondern einfach schöne Küchendorsche jenseits von 50 cm.

Ich wollte es genau wissen. Am letzten Angeltag habe ich mich daher einem Profi anvertraut und bin mit einem Angelkutter von Bagenkop los. Die Bedingungen waren ideal. Leichter Wind von 2- 3 Bft, außer mir nur noch eine Gruppe von 6 Anglern auf dem Kutter so dass reichlich Platz für jeden war und ich stand alleine am Bug.

Erster Stopp, der 60 g Pilker fliegt in die Andrift, Grundkontakt, kurz angezogen, Biss.... das ließ sich gut an. Die Gegenwehr war aber dann doch nicht so heftig wie ich mir das gewünscht hätte und der Fisch durfte wieder schwimmen. Auch beim zweiten und beim dritten Wurf gabs sofort einen Biss........aber die Dorsche hier hatten wohl eine Einheitsgröße ..... also zurück damit.

Auch meine Mitangler fingen, aber da wanderten dann doch wohl die meisten Fische in die Kiste, so dass sich Kapitän Paul dazu veranlasst sah darauf hinzuweisen, dass die Fische mindestens Filetierbrettbreite haben müssten, um dem dänischen Schonmaß für Dorsch zu genügen.

In der Folgezeit wurde dann fleißig gemessen und so mancher Dorsch so lange platt gedrückt, bis sein Schwanzsaum die Filetierbrettkante so gerade erreichte.

Der Kutter fuhr weit hinaus und bei fast jedem Stopp wurde gefangen, aber die Fische nicht größer. Ich habe mich an den Messorgien nicht beteiligt und die ersten 9 Fische wieder schwimmen lassen. Am Ende des Törns hatte ich dann 28 Dorsche gehakt und gerade mal 4 Stück lagen in meiner Kiste ....... keiner davon länger als 50 cm.
Es wurde von den insgesamt 7 Anglern an Bord in den 6 Stunden Angelzeit gerade mal ein Fisch gefangen, der diese Marke deutlich reißen konnte.

Ziemlich ernüchtert fuhr ich zurück zu Osterkov 2000 wo wir unsere Wohnung hatten. Stefan sah mich aufs Gelände fahren und erkundigte sich wie’s war. Nachdem ich ihm berichtet hatte fragte er mich ob ich noch Lust hätte, mit ihm einen kurzen Törn zu machen. Und ob ich wollte. „Pack Deine Spinnangel ein und nimm eine paar Blinker mit, wir fahren nicht weit raus!“ ,meinte er.

Schnell waren die Sachen gepackt und im Boot verstaut, der Trailer angehängt und runter ging’s zur Slipstelle. Die Langelandbelt zeigte sich von seiner zahmen Seite mit ganz ruhigem Wasser.

Wir fuhren etwa einen Kilometer in nördliche Richtung. Stefan stoppte das Boot, die Wassertiefe war etwa drei Meter, kaum Drift, steiniger Untergrund. Ich schleuderte meinen blau silbernen schlanken 18g Blinker parallel zum Ufer hinaus, ließ ihn absinken und kurbelte langsam ein ...... immer wieder kurze Zwischenstopps einlegend. Schon beim vierten oder fünften Wurf die erste Attacke ..... der hing. Sofort merkte ich, dass hier ein anderes Kaliber dran war als heute Nachmittag auf dem Kutter. Nach einem kurzen Drill konnte ich dann einen 60 cm Dorsch landen. Keine zehn Minuten später der zweite Fisch für mich..... nur unwesentlich kleiner als der erste. Bevor Stefan seinen ersten Dorsch hakte hatte ich schon Nummer drei in der Kiste ....... gleiche Größenordnung.

Und so ging es dann weiter noch eine knappe Stunde lang. Je näher die Dämmerung rückte umso zahlreicher wurden die Bisse. Insgesamt fingen wir so rund 20 Dorsche in etwa eineinhalb Stunden. 12 Fische haben wir mitgenommen..........keiner davon unter 50 cm.
Die Fische waren fast alle ganz knapp gehakt ...... der Blinkerdrilling hing nahezu immer im Maulwinkel.

Es hat einen Heidenspaß gemacht. Leider mussten wir dann abbrechen, weil es dunkel wurde.

Bei unseren Angeltouren an den Vortagen hatten wir eben doch nur fast alles versucht um an den Fisch zu kommen .......... das Spinnangeln auf Dorsch im drei Meter tiefen Wasser war leider nicht dabei.

Wie heißt es so schön: Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt oft so nah.

Das Duell Pilker contra Blinker hatte diesesmal einen eindeutigen Sieger